Ausstellung Dresden 2011/12                                     START | WEITER | VERZEICHNIS
Ein erfüllter Herzenswunsch
Die Weihnachtssonderschau 2011 zeigte im Dresdner Jägerhof die Schenkung der Günther-Tochter

Persönliche Erinnerungsstücke, ein zuvor der Öffentlichkeit noch nie gewährter Einblick in das Familienleben Anton Günthers, belegt durch
seltene Fotos und eine umfangreiche Sammlung verschiedener Liedpostkarten bot sich beim Besuch der Weihnachts-Sonderausstellung 2011 im Dresdner Jägerhof anlässlich einer Schenkung aus dem Nachlass Anton Günthers und seiner Tochter Irmgard. Allerdings war nur ein Bruchteil auch wirklich zu sehen.


Bilder einer Ausstellung



   
Eine kleine Auswahl der Fotos aus den
        beiden Alben. Insgesamt beinhalten sie
        130 zum Teil bisher unbekannte Aufnahmen,
        dazu 14 gerahmte Fotos (z. B. Hochzeitsfotos).


Anton Günther, Frau Maria mit Schwester Hedwig Zettl und Tochter Marie im Schlitten.Links hinten Sohn Erwin auf der Schnee-Brüstung mit Schneemann und Hund Fritz.. Vorn ein Besucher auf Ski. Aufnahme Winter 1911/12.
Anton Günther mit Pfeife um 1906.
Anton Günther als Korporal in Komotau, 1917,
mit Auszeichnungen.
Porträt fotografiert von Arthur Henschel, 1924.
Frühjahrs-Spaziergang 1926 auf dem Pleßberg mit Anton Günther (M.). Links: Josef Theimer, der Mann der Günther-Schwester Marie. Rechts: Herr Schmidtchen, ein Bekannter.
Anton Günther an seinem 60. Geburtstag vor seinem Verlagsgeschäft an der Gaststätte „Tiroler”, nachdem er Autogramme gegeben hatte, 1936.
Erzgebirgsbühne in St. Joachimsthal, ca. 1935.
Anton Günther, vor dem „Neuen Haus” in Oberwiesenthal, Gitarre spielend, 1935.
Anton Günther als Korporal in Sarajevo, 1916,
mit dem Königl. Sächsischen Ehrenkreuz.
Porträt Anton Günther.
Anton Günther mit Max Wenzel (l.) am 5. Juni 1936 zu seinem 60. Geburtstag am Wohnhaus Günther vor Abmarsch zur Einweihung des Gedenksteins auf dem Marktplatz von Gottesgab.
Anton Günther mit Tochter Irmgard.
Anton Günther als Wandersmann.

Anmerkung zu Foto 1: Hier gab Siegfried Kandler, seit über 60 Jahren Anton-Günther-Forscher entscheidende Hinweise, die er aus langjähriger Korrespondenz mit Irmgard Major gewann. Das Bild schickte sie ihm sogar als Fotokopie. Doch steht darauf Anton Günther links oder rechts? Hier das Bild. Rechts der Mann erscheint irgendwie zu alt – Anton Günther war 1911 35 Jahre alt. Links der Skifahrer sieht Anton Günther sehr ähnlich. Irmgard Major stellte handschriftlich auf der Rückseite des Fotos aber klar: „Anton Günther vor seinem Haisl in Gottesgab/Erzg. Von rechts: Anton Günther, seine Frau Marie Günther, im Schlitten die Tochter Maritsch, die Schwägerin Hedwig Zettl, Sohn Erwin Günther, der Hund Fritz und auf Skiern ein Besucher. Wahrscheinlich 1911”.

Anton Günther auf Ski (nicht aus der Schenkung):
Vor dem Neuen Haus in Oberwiesenthal (1935) und Skifahrer-Foto mit Tochter Irmgard (1931). (LPK)


| EINBLICK

Der private Schatz
der Günther-Tochter

  Das Privatalbum von Irmgard Major,
        mit Bildern und Briefen ihres Vaters

Irmgard Major vererbte dem Sächsischen Volkskunstmuseum zwei Alben mit Fotos.
Auf den obigen sind Familienfotos in erster Linie von ihr mit ihrem Vater zu finden. Das zweite enthält unterschiedliche Bilder, Foto-
und Liedpostkarten, die die Günther-Tochter akribisch zusammentrug, sich auch aus der damaligen DDR schicken ließ. Bei der Vertreibung der Familie 1945 ist vieles verloren gegangen. Nur wichtigste Dokumente und Fotos konnten mitgenommen werden. Einiges wurde bei Freunden hinterlegt, vieles aufgegeben. In den Alben hat Irmgard Major mit Bleistift notiert, von wem und wann sie die Stücke bekam. Sie selbst rettete zudem die Gitarre des Vaters. Anton-Günther Lehmann, der Enkel und Sohn von Maria Günther verh. Lehmann hält den letzten Hut und die Lieblingspfeife seines Großvaters in Ehren,
die beide bei der Annaberger Ausstellung 2006 zu sehen waren. (LPK)

  Das Album mit von Irmgard Major                      gesammelten Karten und Fotos



Anton Günther auf einem nicht in der Ausstellung gezeigten Foto aus dem Jahr 1924, allerdings mit der dort ausgestellten Gitarre.


Anton Günthers Gitarre, die auf der Dresdner Ausstellung
erstmals seit 1939 auch in Sachsen wieder öffentlich zu sehen war.



| KATALOG
Weitere Bestandteile der Schenkung
aus dem Nachlass der Günther-Tochter
Verschiedene Postkarten von Anton Günther, die er aus verschiedenen Orten wie Berlin, Prag, Leipzig oder Wien Tochter Irmgard 1924 und 1925 schickte.

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Notenhefte, Bücher und zwei seltene Gedichtbändchen: „A baar Gedichtla” aus dem Jahr 1909 – die erste – und „Wu de Wälder hamlich rauschn.” aus dem Jahr 1935 – die letzte Buch-Veröffentlichung zu Lebzeiten Anton Günthers.
Außerdem das erste Buch nach dem Tod:
„D'r Tolerhans-Tonl – Der Schöpfer des Erzgebirgsliedes in Wort und Bild” von Franz Schmidl (1938). Die Fotos darin wurden seinerzeit von Irmgard Günther zur Verfügung gestellt und sind zum Teil auch in der Schenkung beinhaltet.


Originalschriften, wie die Notenvorlagen zur Uf'nbank, 's Annl mit Kannl und
Mei Großmütterla. Außerdem 32 Briefe,
76 Karten und 15 Zeitungsartikel


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Eine umfangreiche Schellack-Platten-Sammlung mit Liedern von Anton Günther. Bei den 54 Platten handelt es sich sowohl um von Anton Günther besungene, wie auch um Interpretationen verschiedener erzgebirgischer Künstler.

Mediathek der Sächs. Landesbibliothek

Das letzte Porträtfoto Anton Günthers, das der Joachimsthaler Fotograf Kraus Anfang April1936 in seinem Studio in
St. Joachimsthal aus Anlass des
60. Geburtstag fotografierte. Das der der Schenkung überlassene Bild ist gerahmt und ca. 30 x 20 Zentimeter groß.






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298 Liedpostkarten von Anton Günther und verschiedenen Autoren. Neben den Karten Anton Günthers sind auch die anderen erzgebirgischen Liedermacher stark vertreten, von Hans Soph, Hilmar Mückenberger, Otto Peuschel bis Max Nacke oder Curt Nestler.  

| AUSSTELLUNG
Vom Interesse förmlich überrollt
   Unklar bleibt, wie umfangreich
die Sammlung der Liedpostkarten von Irmgard Major in den drei Postkarten-Alben ist. In einem ausgelegten Album mit farbigen Kopien, waren unter den 50 gezeigten Karten keine echten Überraschungen. Sie stammten fast durchweg aus den späten Jahren Anton Günthers.
    Igor A. Jenzen, der Direktor des Dresdner Museums meinte, die Günther-Karten seien „nahezu vollständig”, gestand bei einer Führung Mitte Dezember 2011
aber auch ein, dass noch eine genaue wissenschaftliche
Wertung notwendig sei und
dass er vom Interesse der Sonderausstellung regelrecht überrollt wurde.
„Schon bevor ein fester Termin der Sonderschau feststand, klingelte fast täglich das Telefon. Es ist schon erstaunlich, wie viele Anhänger Anton Günther immer noch hat.”.

Er gab auch zu, dass bei der Vorbereitung zur Sonderschau –
da musste es ganz schnell gehen – Recherchen erst das Potenzial und den Mythos Anton Günthers aufzeigten. Er und seine junge Mitarbeiterin, die die Schau durchaus liebevoll aufbaute, kamen über „Wikipedia-Wissen” nicht hinaus – vielleicht hätten auch die anderen Teile der Familie

  Anton Günther mit Tochter Irmgard vor dem eigenen Haus.

in Oberwiesenthal und Klingenthal intensiver eingebunden werden sollen, oder können.
     Leider waren auch die Vitrinen schlecht ausgeleuchtet und nur je eine Doppelseite der Alben im Original zu bewundern. Die Sächsische Landesbibliothek (SLUB) und das Sächsische Volkskunstmuseum versprachen die Sammlung wissenschaftlich intensiv auswerten und danach durchaus größere Teile auch öffentlich zu zeigen oder
zugänglich zu machen. (LPK)


| HIGHLIGHT



Vier datierte Original-Vorlagen Anton Günthers. Insgesamt soll die Schenkung sechs dieser Vorlagen umfassen.

Originale Vorlagenzeichnungen Anton Günthers für vier Liedpostkarten
Diese Originalzeichnungen Anton Günthers für Liedpostkarten waren die besonderen Stücke der Ausstellung.
   Anhand dieser Karten, der Fertigstellung handschriftlich datiert wurden, lässt sich auch die Herstellung der Güntherschen Liedpostkarten genauer nachvollziehen. Nicht wie oft vermutet, wurden die Vorlagen größer erstellt und im Druckvorlagenprozess verkleinert, vielmehr hat
Anton Günther die Vorlagen
im Verhältnis 1:1 erstellt.
    Das Text- und Notenbild wurde mit Tusche ge-
schrieben und die Farbmotive als Aquarell entweder direkt auf die Vorlage gezeichnet, oder eingearbeitet, wie bei
„Dr verliebta Boss.“ In der Druckerei wurden später diese Vorlagen aufgearbeitet.    Der Text entstand meist im Bleisatz und die Aquarelle lithographisch bearbeitet und mehrfarbigen (durchaus bis
zu acht Farben) Auszügen für
den Steindruck vorbereitet
(verbreitet bis in die 1920er Jahre). Später wurden Motive fototechnisch aufgerastert und im moderneren Tiefdruckver-fahren auf Metalldruckplatten (in der Regel Kupfer) kopiert.
    Die Auflagen wurden sehr flexibel – jeweils nach den finanziellen Möglichkeiten Günthers – gehalten. Oft waren es wirtschaftlich bedingt so kleinere Auflagen (um 500). Im Falle der Karte
„'s Annl mit'n Kannl.” lässt sich die Erstauflage durch ein ebenfalls in der Ausstellung gezeigtes Vorlagennotenblatt und einen Vermerk auf
10 000 Karten festschreiben. Die Druckauflage war dann
aber dennoch in der Regel kleiner, da die Druckmotive auf dem Stein durchaus mehrfach platziert werden konnten und so auch bei einer Auflage durchaus mehrfach Abweichungen möglich sind. (LPK)
Originalzeichnung der Karte „Dr verliebta Boss”,
       in Prag am 30. August 1901 gezeichnet
Originalzeichnung der Karte „Deitsch on frei!”,
       in Prag am 2. Mai 1901 gezeichnet

Anton Günther mit Tochter Irmgard (r.) und Neffen auf dem Fichtelberg beim Skifahren. Anton Günther mit Gitarre, 1904. Anton Günthers Vater Johann, um 1890. Anton Günther mit Frau Marie und Tochter Irmgard (M.) auf der Brühlschen Terrasse in Dresden, 28. August 1930. Die Großmutter Anna Hell. Anton Günther mit Sohn Erwin beim Heumachen, 1928. Scherenschnitt Anton Günthers, ca. 1935. Anton Günther in seinem Haus in Gottesgab. Anton Günther als Landsturmmann, 1908 in Zwickau. Anton Günther mit dem Gottesgaber Bürgermeister auf dem Weg zur Festveranstaltung des 60. Geburtstages, 1936. Anton Günther an seinem 60. Geburtstag am Tholerhans-Tonl-Platz in Gottesgab, 1936.

| THEMA

Der Nachlass
Anton Günthers

Irmgard Maria Günther verh. Major (* 21. August 1918,
† 25. Januar 2012)
, die jüngste Tochter Anton Günthers lebte nach der Vertreibung bis 1953 in Annaberg-Buchholz, flüchtete
mit Mann und Tochter nach Repressalien durch DDR-Kulturfunktionäre in den Westen nach Frankfurt/Main.
Sie kümmerte sich in den letzten Jahrzehnten intensiv um die Traditionspflege in der Familie
und auch um die Richtigstellung einiger offener Fragen. „Irma”,
wie sie ihr Vater nannte, sorgte
im Oktober 2011 für eine ganz außergewöhnliche Schenkung. 93-jährig in einem Altenheim in Frankfurt/Main lebend, vermachte sie entsprechend eines Herzenswunsches ihre Vaters, einen (ihren) Teil des Nachlasses Anton Günthers dem Sächsischen Volkskunstmuseum in Dresden.
Dabei handelte es sich
insgesamt um 144 Fotos, 298 Liedpostkarten (darunter auch fremde, die ihr Vater erhielt und sie zusammentrug), persönliche Briefe und Karten ihre Vaters an sie, Zeichnungen, ein paar Bücher sowie die Gitarre ihre Vaters.
Ein leider nur kleiner
Teil, in schlecht ausgeleuchteten Vitrinen, war vom 26. November 2011 bis zum 29. Januar 2012 im Rahmen einer Weihnachtsausstellung im Jägerhof zu sehen. (LPK)


| MUSEUM

Sächsisches Volkskunstmuseum Dresden

Das Dresdner Museum wurde im Jahr 1897 gegründet. Sächsische Volkskunst ist seit 1913 im Jägerhof eingerichtet. Besonders das Engagement des Professors der Königl. Kunstgewerbeschule Oskar Seyffert (1862-1940), ließ den Museumsbestand schnell wachsen. Zunächst verwahrte man die Sammlung in Kellern
der Kunstgewerbeschule und des Japanischen Palais. Nach dem Umbau des Jägerhofes 1913 konnte das Landesmuseum für sächsische Volkskunst eröffnen, eines der ersten Museen dieser
Art im deutschsprachigen Raum.
Im Jahr 1923 übernahm der Landesverein Sächsischer Heimatschutz das Museum.



  Anton Günther mit
       Prof. Oskar Seyffert (l.)
       zum 20-jährigen Jubiläum
       des Landesmuseums für        Volkskunst am Jägerhof,        1933


Bei dem Bombenangriff auf Dresden am 13. Februar 1945 brannten beide oberen Stockwerke vollständig aus. Im Erdgeschoss fand aber bereits Weihnachten 1945 wieder eine Ausstellung statt. In den Jahren 1950 bis 1952 wurde der Jägerhof – als erstes der zerstörten Dresdner Museumsgebäude – wieder vollständig aufgebaut.
Auf drei Etagen zeigt es wertvolle Erzeugnisse des sächsischen Kunsthandwerks und regionaler Traditionen, vor allem der Möbeltischlerei, Schmiedekunst, Zinngießerei, Töpferei, Glasbläserkunst, Drechslerei, erzgebirgischen Schnitzkunst und der Klöppelei. Gezeigt werden auch kunstvoll bemalte Bauernmöbel, phantasievoll gestaltete häusliche Gegenstände, sächsische und sorbische Trachten, Seiffener Spielzeug, Bergmännische Volkskunst und prächtiger Weihnachtsschmuck.


Sächsisches Volkskunstmuseum mit Puppentheatersammlung
Jägerhof
Köpckestraße 1
01097 Dresden


Öffnungszeiten: täglich 10 bis 18 Uhr, montags geschlossen
Eintritt: 3 Euro normal, 2 Euro ermäßigt, Familienkarte 5 Euro
Telefon: +49 (0) 351 - 49 14 20 00

Mail:
besucherservice@skd.museum

Internet:
www.skd.museum



| PRESSE

Veröffentlichungen
zur Ausstellung



  Veröffentlichung in
        Freie Presse Chemnitz
        Wochenendbeilage,
        Freitag, 9. Dezember 2011




  Veröffentlichung im
        Wochenblatt Dresdner
        Akzente, Donnerstag,
        8. Dezember 2011



| ALBUM

Die Bilder einer Ausstellung - Teil 2



 Eine weitere
Auswahl der       Fotos aus den beiden Alben       von Irmgard Major.

      Links die Legende zu den       Abbildungen.

Quellen: Anton Günther: „A baar Gedichtla vom Tolerhans-Tonl (Ant. Günther), Erzgebirgische Mundart, Heft 1, 1909", Ant. Günthers Verlag, Gottesgab Erzgebirge (Böhmen);
Anton Günther: „Vergaß dei Hamit net! - Ant. Günthers Lieder aus dem Erzgebirge", Im Selbstverlage, 1911 (mit Autobiografie „Wie ich zu meinen Liedern kam“);
Anton Günther: „Vergaß dei Hamit net! - Zweites Heft", Verlag Friedrich Hofmeister, Leipzig, 1921; Verlag Wilhelm Vogel: „Verzeichnis aller bisher von Anton Günther erschienener Lieder auf Postkarten“, Schwarzenberg, 1938; Hartmut Leitner: „Vergaß dei Hamit net!", Verlag Rockstroh Aue, April 2007; René Röder: „Anton Günthers Liedpostkarten", 2009, Sammlung Siegfried Kandler, Sehma, 2005

Letzte Aktualisierung: 14. Oktober 2014    Erstellt mit Adobe Dreamweaver CS5.5   Optimiert für Mozilla Firefox   Javascript erforderlich


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